Mann mit Kind von Roswitha Schaab, Berlin

„Hintergrund für die Idee zu der Skulptur „Mann mit Kind“ war die in den Medien andauernde ideologisch geprägte Fokussierung auf das Thema „Kinder“, dabei wurde nahezu ausschließlich das Mutter-Kind-Verhältnis angesprochen, Männer und ihre Rolle blieben (und bleiben) weitgehend ausgespart, als ob sie nicht existierten. Dies ein Grund, eine eigene Darstellung zum Thema Mann mit Kind zu finden. Entstanden ist eine in ihrer verknappten Formgebung fast mythisch anmutende Figur. Der Astansatz in der Mitte der Stirn erinnert an ein Zyklopenauge. Zigarre und Kleidung verweisen jedoch darauf, dass es sich nicht um eine mythologische Gestalt handelt. Der Mann steht kraftvoll und lässig da, in der einen Hand die eben erwähnte Zigarre, in der andern das kopfüber hängende Kind am Bein festhaltend. Die Beziehung zwischen Mann und Kind ist bewußt mehrdeutig angelegt und läßt verschiedene Assoziationen zu, positive wie negative, anstelle von Eindeutigkeit also Ambivalenz. Von Betrachtern habe ich folgende Äußerungen gehört: er spielt mit dem Kind, er rettet es, er straft es, etc.

Die Aufstellung der Skulptur vor dem Gebäude verstärkt den kraftvollen Aspekt der Figur und ermöglicht zusätzlich eine Deutung als Wächter. Ergänzung wie bei fast allen meinen Skulpturen war der Anlaß zu dieser Arbeit eine konkrete Beobachtung, ein Bekannter, der, wohl im Bewußtsein seiner Kraft und ohne sich offensichtlich etwas besonderes dabei zu denken, sein Kind kopfüber über eine Balkonbrüstung hielt, zum Entsetzen der Anwesenden, insbesondere der Mutter des Kindes, wobei sich alle ruhig verhielten, damit die Situation nicht kippte. Das Kind selbst hatte keine Angst. Ähnliches Entsetzen hat Michael Jackson ausgelöst, als er sich ähnlich verhielt, es ging durch die Presse. Also kein singuläres Verhalten. Es geht ja auch nicht um die Darstellung einer bestimmten Person. Ebenso wie die Beziehung zwischen Mann und Kind ambivalent ist, ist auch die Beziehung des Mannes zu sich selbst mehrdeutig: die Zigarre als ein Zeichen des Genusses, als Symbol von Macht und als Zeichen der Selbstschädigung, Ersatz für ein eigentlich anderes Bedürfnis.“
(Roswitha Schaab)

1965  in Heidelberg geboren
Holzbildhauer-Praktikum bei R. Keller in Molsheim, Frankreich Steinmetzlehre bei Fa. Kramer in Augsburg
Studium der Bildhauerei an der Hochschule der Künste Berlin bei Prof. Schmettau
Studienaufenthalt in Salamanca, Spanien Meisterschülerin

seit 1995 als Bildhauerin freiberuflich tätig

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Info 

Website: http://www.roswitha-schaab.de